Geographie und Bodenschätze
Der Irak zeichnet sich durch sehr unterschiedliche Landschaften aus. Sand- und Geröllwüsten sowie Steppen bedecken etwa 70-75% des Landes. Sie sind vornehmlich im Nordwesten, Westen und Südwesten des Landes zu finden. Diese Gegenden gehören zu den am dünnsten besiedelten Gebieten. Der Großteil der Bevölkerung lebt im Bereich der sogenannten Schwemmlandzone. Darunter versteht man den Kernbereich des Landes, der sich quasi wie eine Blase um die Hauptströme Euphrat und Tigris legt. Dieses Gebiet macht etwa ein Fünftel der gesamten Landesfläche aus.
Im Süden hatte das Baath-Regime die Sümpfe trocken legen lassen. Das Marschland und seine Kultur erholen sich seit einigen Jahren.
Im Norden wird der Irak auf natürliche Weise von zwei Gebirgen umschlossen. Im Grenzgebiet zur Türkei durch die Ausläufer des Taurus-Gebirges; im Osten, zum Iran hin, durch das Zagros-Gebirge. Darin findet sich, nah an der irakisch-iranischen Grenze, auch die höchste Erhebung.
Klima
Der Norden des Irak liegt im Bereich eines subtropischen, halb-trockenen Klimas. Wobei der Nordosten viele Mikroklimate aufweist, die z.T. recht stark von ihrer Nähe zu den erwähnten Gebirgen abhängen. Die Sommer erreichen Durchschnittswerte um die 34° Celsius. Allerdings sind in den Gegenden um Erbil oder Kirkuk an Spitzentagen auch Temperaturen knapp unter 50° C möglich. Solche Werte werden ganz im Süden, um Basra herum, an besonderen Tagen noch überschritten.
Auch in Bagdad gibt es Sommertage, welche die 50°-Marke erreichen oder zeitweise gar darüber hinaus gehen. Öffentliches Leben ist dann sehr beschwerlich und ohne funktionierende Klimaanlagen eine wirkliche Strapaze. Der Süden des Irak zeichnet sich durch Halbwüsten- oder vollständiges Wüstenklima aus. Die Sommer sind dort trocken und heiß, in Flussnähe stellenweise aber auch feucht. Im Frühjahr gibt es regelmäßig Überschwemmungen in der Kernzone von Euphrat und Tigris.
Iraks Winter stellen sich als relativ mild dar. Durchschnittlich liegen die entsprechenden Werte zwischen 0°-15° Grad Celsius. Hier allerdings auch mit örtlich starken Abweichungen. Im Zagros- Gebirge fällt das Thermometer auch schon mal unter 0°. Einige Berge dort haben schneebedeckte Gipfel bis ins Frühjahr hinein.
Flora und Fauna
Iraks Tierwelt ist ein zuverlässiger Indikator für die Wandlung der Landschaft im Laufe der vergangenen zwei Jahrhunderte. Tiere, die es damals gab, sind heutzutage verschwunden. Zu nennen wären beispielsweise der asiatische Löwe, auch persischer Löwe genannt (panthera leo persica), der noch Anfang der 1940er Jahre gesehen wurde. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts kam auch der kaspische Tiger (panthera Tigris) vor, dessen letztes dokumentiertes Exemplar 1887 in der Nähe von Mossul geschossen wurde. Auch Antilopen gab es in Iraks subtropischer Steppe. Die hatte aber damals, im Gegensatz zu heute, noch geschlossene Strauchschichten und stets gefüllte Wasserlöcher zu bieten. Das finden arabische Oryx-Antilopen jetzt nur noch im jordanischen Wadi Rum, wohin Tiere aus erfolgreichen Nachzuchten ausgewildert wurden. Mit dem weitflächigen Verschwinden von Wäldern und Wasserstellen im Irak gingen also auch die Tiere.
Konnte man bis in die 1970er Jahre gelegentlich noch Adler, Geier oder Milane erspähen, so sind diese Tiere heute verschwunden. Zu sehen sind dagegen noch Falken, Bussarde, Raben und diverse Eulenvögel. Es besteht auch durchaus Grund zur Hoffnung, denn es gibt Renaturierungsprogramme wie auch einige Anstrengungen zum Wiederaufforsten. Das mag auf lange Sicht sowohl Flora wie auch Fauna dienen. Der sinkende Wasserstand in Euphrat und Tigris, der vor allem durch die Nachbarn Türkei und Iran verschärft wird, führt zu dramatischen Versorgungsengpässen, politischen Konflikten und trägt zur weiteren Veränderung des ökologischen Systems bei.
Säugetiere, die sich auch jetzt noch in freier Natur beobachten lassen, sind Füchse und Wildschweine. Weitaus seltener, aber mit kundiger Führung durchaus zu entdecken, sind Schakale. Sie kommen zumeist in den Mittelgebirgen des Nordostens vor. Relativ vielfältig dagegen sind die Vorkommen an Fisch. Vornehmlich Karpfen, Brassen, Welse und Schmerlen wären hier zu nennen.
Iraks Pflanzenwelt ist, je nach Landschaftsformation, sehr unterschiedlich ausgeprägt. In den nördlichen Ebenen des Landes findet man kleinwüchsige Sträucher sowie eine Vielzahl an Kräutern und Gewürzen . Beifuß, Thymian, Kardamom und Wurzelstock kommen dort vor. Ebenso unterschiedliche Seidenpflanzen und Gänsefußgewächse. Manche davon werden noch heute zu medizinischen Zwecken verwandt. Speziell zu Zeiten des Embargos in den 90er Jahren behalf man sich der breiten Anwendungspalette von Kräutern. In Richtung der Bergregionen, bis hinauf zu mittleren Höhen, wachsen Hagedorn, Wacholderbeere und eine Art Krüppelkiefer. Aber auch exotische Gewächse wie Terebinthe oder wilde Birne gedeihen dort.
In der zentralen Schwemmlandzone gibt es viele Grasarten, die sich in den Marschen noch einmal variantenreicher zeigen. Dort sind Schilfgras, Riedgras, Papyrus zu finden – ebenso wie irakische Wicken und eine spezielle Art von Gauchheil. An den Flussufern von Euphrat und Tigris stehen abschnittsweise noch immer Dattelpalmen und Weiden. Die gehörten jahrtausendelang zu den Allerweltspflanzen dort. Nun aber sorgen Trockenheit und sinkende Wasserstände für ein Schrumpfen der Bestände.
In den Wüstenregionen des Landes ist der Bewuchs naturgemäß recht spärlich. Nur sehr genügsame und robuste Pflanzen, wie irakische Schafgarben, Queller oder Tamarisken, findet man dort.
Ökologische Probleme
Der Irak sieht sich einer Vielzahl ökologischer Probleme gegenüber. Die Kriege der letzten 50 Jahre und der Versuch des Baath-Regimes die Natur, einschließlich der Flussverläufe, nach eigenen Vorstellungen zu formen, sind nicht spurlos an der Natur vorbeigegangen. Umweltverschmutzung, Dürre und der Rückgang der agrarwirtschaftlich nutzbaren Fläche sind Hauptfolgen. Der Tigris-Staudamm in der Türkei entzieht dem Land wesentliche Lebensgrundlagen. Mit dem Beginn der Befüllung des Ilisu-
Staudamms sieht sich der Irak in einer Wasser-Versorgungskrise. Der Flusspegel soll um die Hälfte dezimiert worden sein, beschwert sich die irakische Seite. Ferner befürchtet Bagdad, dass der Damm als zusätzliches politisches Druckmittel genutzt wird. Und schließlich gibt es regionale wie globale Klimaphänomene, die dem Irak zu schaffen machen. Die mangelnde Rechenschaft seit Ende des Irakkrieges 2003 verschärft die zum Teil industrielle Verschmutzung und führt in größeren Städten wie Basra laut eigenen Angaben zu 17000 Infektionen aufgrund der Wasserverschmutzung.
Der Irak verfügt nur über eine handvoll geschlossener Waldsysteme, die sich an einigen wenigen Stellen des Zagros-Gebirges befinden. Daneben gibt es offene oder fragmentierte Waldgebiete im selben Gebiet sowie in der Provinz Maysan. Freistehende Gehölze und Sektionen von Sträuchern bzw. Stauden gibt es in gehäufter Form nur am Fuße des Zagros-Gebirges. Daneben noch an den Flussufern von Euphrat und Tigris sowie im südlichen Marschland. Gerade, was die geschlossenen Waldgebiete betrifft, so sind viele von ihnen bereits Ende der 1960er Jahre von Saddams Streitkräften abgeholzt worden, um speziell der kurdischen Guerilla ihre natürliche Deckung und den Schiiten eine wichtige Lebensgrundlage zu entziehen. Auch infolge des sogenannten Bruderkrieges zwischen den kurdischen Parteien PUK und KDP, als eine darbende Bevölkerung weder über Brennstoff noch über ausreichend Nahrung verfügte, wurden Wälder abgeholzt. Sie fehlen heute als Luftfilter, als Feuchtigkeitsregulatoren, zum Schutz gegen Bodenerosion sowie als Heimstätte vieler Tier- und Pflanzenarten.
Zwar gibt es Programme zur Wiederaufforstung sowohl von Seiten der kurdischen Regionalregierung als auch von Bagdad aus. Das Problem jedoch ist, dass sie erst morgen gegen ein Problem wirken werden, dass heutzutage schon gravierend ist: Die Desertifikation. Daher hat die Zentralregierung im April 2013 ein umfassendes Paket zur Gegensteuerung beschlossen. Die Rede ist von umgerechnet 10,4 Mio. US$. Wie viel davon aber tatsächlich in konkrete Maßnahmen fließen wird und wie nachhaltig der Erfolg am Ende sein wird, das bleibt abzuwarten. Denn einige Faktoren, die zur Desertifikation beitragen, sind ebenfalls effektvoller geworden. So steigt die Trockenheit in der gesamten Region kontinuierlich an.
Sandstürme aus der arabischen Wüste wehen mittlerweile bis ins nördliche Kurdistan hinein. In allen Bereichen des Iraks verschärft das nicht nur die Wüstenbildung und einen Verlust von landwirtschaftlicher Nutzfläche.
Hinzu kommt, dass Syrien verstärkt Wasser aus dem Euphrat entnimmt, und die Türkei durch ihren Atatürk-Staudamm sowie 21 weiteren Staudammprojekten in Südostanatolien den Wasserfluss der beiden Flüsse Euphrat und Tigris regelt. Der Irak sieht sich sozusagen am Ende der Leitung und fürchtet um genügend Wasser für seine Lebensader Euphrat.
Sozialgeographische Gegebenheiten
Es gibt zwei Hauptsiedlungsgebiete im Irak.
Eines entlang der Nord- Süd-Achse von Euphrat und Tigris. Das andere im Nordosten, als ein dem Zagros-Gebirge vorgelagertes Habitat. Die Vereinten Nationen schätzten die Bevölkerung für 2017 auf 38,3 Mio.
Der Irak hat acht Städte mit über einer Million Einwohner. Worldatlas.org schätzt die Anwohnerzahl der wichtigsten Städte so ein: Bagdad (7,2 Mio.), Basrah (2,75 Mio.), Mossul (1,1 Mio.) und Erbil (1 Mio.). Zählt man registrierte und noch nicht erfasste Flüchtlinge und IDPs zu den Städten des Nordens hinzu, so erhöhen sich die Anwohnerzahlen über die Schätzungen des WorldAtlas. Im Jahr 2017 schwanken die Angaben über Iraks städtische Bevölkerung ganz erheblich. Die teils unklaren statistischen Erhebungskriterien sowie stark volatile Flüchtlingskontingente sind die Ursachen dafür. UNHCR schätzt im August 2019 die Zahl syrischer Flüchtlinge im Irak auf knapp 229 Tausend, die Zahl der IDPs ging im Laufe des Jahres 2019 weiter zurück auf 1,6 Mio.
Iraks Verkehrswege orientieren sich naturgemäß an diesen Hauptsiedlungsgebieten. Es gibt ein recht weit verzweigtes und gut ausgebautes Fernstraßennetz. Daneben existieren auch drei durchgängige Eisenbahnlinien. Eine in Nord-Süd-Richtung, von Mossul nach Basra. Zwei weitere von Kirkuk bzw. Bagdad bis zur Endstation Akashat im Westen der Provinz Anbar. Für den Personenverkehr spielt die Eisenbahn aber nur eine untergeordnete Rolle. Und auch im Warenverkehr besteht eine ganze Reihe von Einschränkungen. Einerseits, weil es nur mäßigen politischen Willen gibt, den Schienenverkehr auszubauen; in Kapazitäten und Logistik zu investieren. Andererseits aber auch, weil es bis heute weder ein tragendes Sicherheitskonzept gibt noch das Geld bewilligt wird, dass für zahlreiche Reparaturen an Strecken und Anlagen nötig wäre.
Überaus wichtig für Iraks Warenverkehr ist der Hafen von Umm Qasr, ganz im Süden des Landes gelegen. Von hier aus wird das gesamte In- und Exportgeschäft abgewickelt, das über den Seeweg erfolgen soll. An vorderster Stelle stehen dabei natürlich Ölexporte. Daneben existieren noch zwei weitere Häfen die, je nach Wassertiefe, für unterschiedliche Zwecke und Schiffstypen ausgelegt sind. Dementsprechend gibt es hier auch Handels- und Personenschifffahrt.
Während der vergangenen Jahre ist sehr stark in den Flugverkehr investiert worden. Zu Zeiten Saddams lag der zivile Flugverkehr innerhalb des Iraks quasi lahm. Heute kann jedoch wieder zu erschwinglichen Preisen geflogen werden. Innerhalb des Iraks und im Verbund der größten Städte. Aber natürlich auch international von den Flughäfen: Bagdad, Basra, Nadschaf, Erbil und Sulaimaniyya. Der Flughafen von Mossul wurde wegen der Lufteinsätze gegen den IS lange gesperrt. Aber auch innenpolitische Aspekte sorgen gelegentlich für eingeschränkten Flugverkehr. So unterband der vormalige Premierminister, al-Maliki, während seiner letzten Amtstage und inmitten heftiger Auseinandersetzungen mit den Kurden, noch den Lufttransport von Industriegütern zwischen Bagdad, Erbil und Sulaimaniyya.
Wir hatten einst die GIZ angefragt, die Länderinformationen vom Länderportal für unsere touristischen Webseiten zu nutzen. Dazu sollten wir auf die Urheber hinweisen. Nesrine Shibib hat die Länderinformation zum Irak gestaltet. Die Inhalte wurden bis 2020 im Auftrag der GIZ gepflegt.